Montag, 12. Oktober 2009

Ja, ich studiere hier auch

Die neue Woche fängt gleich mit dem ersten Herbssturm der Saison an, da werden die 3°C zu gefühlten 0°C. Die Jahresdurschnittstemperatur beträgt hier übrigens 4,6°C. Der Wert erscheint niedrig, aber Frankfurt am Main hat gerade mal das doppelte mit 9,7°C oder Braunschweig mit 8,8°C.

Die letzten Tage verliefen sehr unspektakulär, zumindest für meine Beine. Der Rest des Körpers hatte Spaß mit einer dicken Erkältung, die ich mir Freitag beim joggen geholt haben muss. Fakt ist, dass ich die letzten beiden Tage nur gelesen und geschlafen habe, mich über den finnischen Supermarkt geärgert hatte weil er keine Hühnersuppe etc hatte (die einzige Suppensorte war Erbsensuppe, ein Leibgericht der Finnen).

Dann habe ich in einer Schlafpause einen pfiffigen finnischen Sportbootangler auf dem See/Meer vor meinem Fenster beobachtet wie er ganz schnell an Fisch gekommen ist. Er hat mit seinem Sportboot einfach in der Nähe des langen Fischernetzes geankert und die Fische geangelt, die vor dem Netz hin und her schwimmen.

Ich wurde schon öfters gefragt, ob wir hier überhaupt studieren würden.
Deswegen will ich euch ein bisschen von einem Tag an der TKK erzählen.
Meistens gehen die 90min- Kurse um 0915 los. Nach 45min ist dann immer eine kurze Pause um sich zu strecken oder um einen Kaffee(wers mag) in der Kantine zu holen -sehr entspannt.
Falls zwei Kurse aufeinander folgen und das noch in der Mittagszeit muss man sein Essen am besten inhalieren um in 30-45min wieder im Kursraum zu sein. Die Finnen essen sehr schnell! Beim Essen selber komme ich mir vor wie im Paradies, die Leute aus Darmstadt werden das sicher gleich verstehen. Für 2,55€ bekommt man Getränke und Beilagen bis zum abwinken, dazu kann man sich noch Brotscheiben vom frischen Brot abschneiden und mit Butter, auch salziger(hmmm lecker) bestreichen. Ein riesen Salat gehört auch mit zum Preis, mehrere Dressings, Oliven, Kerner und Körner, einfach alles. Ein Traum zum satt werden!
Übrigens hat hier jedes größere Gebäude eine eigene Kantine, was die Auswahl schier unendlich erscheinen läßt.
Nachmittags ist dann meistens auch noch ein Kurs, so das ich am Tag nicht länger als 5 Stunden in der Uni bin. Wobei man es in den Kursen echt aushalten kann, alle Stühle sind gepolstert und mit Leder bezogen. Nicht umsonst hat ein Prof in Darmstadt so von der guten Ergonomie der finnischen Arbeitsplätze etc. geschwärmt. Leider fehlt dafür in Deutschland wohl das Geld bzw. die Studenten würden es zerstören. Hier gibt es einfach keine angemalten Tische etc.
Was sicher auch daran liegt, dass die Kurse hier meistens nicht mehr als 10-30 Stundenten beinhalten.

Nach der Uni kann man noch in das riesen Rechenzentrum gehen und kostenlos Drucken bis zum abwinken oder an den Beamern Präsentationen etc. üben.

Gegen Abend mache ich dann meistens die Hausaufgaben. Diese müssen dann nach einer Woche abgegeben werden. Manche Kurse sind sehr einfach andere wiederrum haben es in sich. Bei Fragen kann man dann in eine der vielen Sprechstunden gehen oder eine Email schreiben oder einen der beiden Übungsgruppenleiter fragen( Zwei Gruppenleiter in so kleinen gruppen, sowas würde ich mir in Darmstadt auch wünschen)
Mit den Hausaufgaben muss man sich meistens für die Prüfung qualifizieren(also sehr verschult wie in den USA etc) oder kann sich in der Prüfung astronomisch gut verbessern. Bei voller Punktzahl in einer Übung muss man nur noch auf eine 3 lernen und bekommt dann bei bestehen der Prüfung eine 1.


Jetzt gehts gleich zum Finnischkurs, bald ist dieser schreckliche Kurs geschafft - nur noch zwei Wochen dann ist ein Term vorbei( Ein Semester hat zwei terms) und damit auch der Finnischkurs. Ich habe dort bestimmt soviel lustige Studenten oder Doktoranden kennengelernt wie lustige finnische Wörter. Wobei die Wörter schon wieder in Vergessenheit geraten sind, es ist einfach unheimlisch schwer. Die Lehrer meinte zu mir, dass man sich das Lernen der Sprache wie eine Pyramide vorstellen muss. Vom dicken schweren Ende auf zur leichten Spitze. Im französischen und englischen ist die Pyramide genau umgedreht, man kann auch mit wenigen Wörtern die Sprache sprechen.
Aus Frust werde ich im Frühling einen Franzöischen Sprachkurs belegen um meine Kenntnisse wieder auzufrischen.

Jetzt schneit es hier gerade ein wenig.
Jetzt nicht mehr.

Aber nicht schlecht, Schnee am 12.10.!